Westpreußische Regierung

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Die Westpreußische Regierung (bis 1773: Ober-Hof- und Landesgericht Marienwerder) war von 1772 bis 1808 ein preußisches Mittelgericht für Westpreußen in Marienwerder.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der Ersten Polnische Teilung 1772 kamen neue Gebiete an Preußen und die Provinz Westpreußen wurde gebildet. Mit dem Notifikations-Patent vom 28. September 1772 wurde die Gerichtsorganisation neu geregelt. Als Provinzialgericht wurde das Ober-Hof- und Landesgericht in Marienwerder eingerichtet, welches mit der Instruktion vom 21. September 1773 in Westpreußische Regierung umbenannt wurde.

Diesem waren nachgeordnet:

Die Westpreußische Regierung bestand aus zwei Senaten. Mit Reglement vom 3. Dezember 1781 wurde diese Organisation bereits geändert. Neben der Westpreußischen Regierung wurde ein Hofgericht Bromberg gebildet und der Sprengel der Westpreußischen Regierung entsprechend verkleinert. Die Westpreußische Regierung war nur für die altpreußischen Hauptämter Marienwerder und Riesenburg und die Distrikte der Landvoigteigerichte Culm, Marienburg und Stargard zuständig. Das Fürstbischöflich Ermländische Landvoigteigericht ging in den Bezirk der Ostpreußischen Regierung über. Die Landvoigteigerichte wurden aufgehoben und Kreisjustizräte der Westpreußischen Regierung als Aufsicht der Patrimonialgerichte eingerichtet.

Bereits mit Verordnung vom 14. Oktober 1773 wurde das Landvogteigericht Lauenburg der Westpreußischen Regierung zugeordnet, nachdem dieses Gebiet aus der Provinz Pommern nach Westpreußen übertragen worden war. Dieses Landvogteigericht blieb bestehen, bis es zum 1. Juni 1804 wieder nach Pommern abgegeben wurde. Im Rahmen der Zweiten Polnischen Teilung 1793 kamen Danzig und Thorn an Preußen und dort zum Sprengel der Westpreußischen Regierung.

Mit Reglement vom 20. August 1802 wurde eine Reihe von Land- und Stadtgerichten geschaffen. Dies waren:

Art Gericht Sitz Zusammensetzung
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Putzig Putzig Stadt und Amt Putzig und Amt Starczin
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Neustadt Neustadt Stadt Neustadt und Amt Brück
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Mirchau Mirchau Amt Mirchau und Amt Carthaus
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Oliva Oliva Amt Oliva und Intendantur Langfuhr
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Schöneck Schöneck Stadt und Amt Schöneck
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Dirschau Dirschau Stadt Dirschau, Amt Subkau, Amt Sobbowitz
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Berent Berent Stadt und Amt Berendt
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Stargard Preußisch Stargard Stadt und Amt Stargard, Amt Borzichow
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Mewe Mewe Stadt und Amt Mewe, Amt Pelplin
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Neuenburg Neuenburg Stadt und Amt Neuenburg, Amt Ostrowitt, Amt Münsterwalde
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Schwetz Schwetz Stadt und Amt Schwetz
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Tuchel Tuchel Stadt und Amt Tuchel, Amt Friedrichsbruch
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Schlochau Schlochau Stadt und Amt Schlochau
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Baldenburg Baldenburg Stadt und Amt Baldenburg
Landgericht Landgericht Marienburg Marienburg Amt Marienburg
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Neuteich Neuteich Stadt Neuteich und Amt Tiegenhof
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Stuhm Stuhm Stadt und Amt Stuhm
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Christburg Christburg Stadt und Amt Christburg
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Tolkemit Tolkemit Stadt und Amt Tolkemit
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Marienwerder Marienwerder Stadt und Amt Marienwerder
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Riesenburg Riesenburg Stadt und Amt Riesenburg, Stadt Freystadt
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Bischofswerder Bischofswerder Stadt Bischofswerder und Amt Lonkorrek
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Garnsee Garnsee Stadt Garnsee, Stadt Lessen, Amt Roggenhausen
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Graudenz Graudenz Stadt und Amt Graudenz
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Rheden Rheden Stadt und Amt Rheden, Amt Engelsburg
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Neumark Neumark Stadt Neumark, Amt Kauernick, Amt Brattian
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Löbau Löbau Stadt und Amt Löbau
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Lautenburg Lautenburg Stadt und Amt Lautenburg, Stadt Gurzno
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Strasburg Strasburg Stadt und Amt Strasburg
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Briesen Briesen Stadt Briesen, Amt Przydworz, Amt Lippinken
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Gollup Gollup Stadt und Amt Gollup
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Culmsee Culmsee Stadt und Amt Culmsee, Amt Brczenczinko, Stadt Kowalewo
Land- und Stadtgericht Land- und Stadtgericht Culm Culm Stadt Culm, Amt Unislaw
Stadtgericht Stadtgericht Danzig Danzig Stadt Danzig
Stadtgericht Stadtgericht Thorn Thorn Stadt Thorn
Stadtgericht Stadtgericht Elbing Elbing Stadt Elbing
Stadtgericht Stadtgericht Marienburg Marienburg Stadt Marienburg
Stadtgericht Stadtgericht Thorn Culm Stadt Culm

[1]

Mit Reglement vom 21. Juli 1804 wurden die Erbhauptämter Schönberg und Deutsch-Eylau aus dem Sprengel der Ostpreußischen Regierung in den der Westpreußischen Regierung übertragen.

Folgen des Tilsiter Friedens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Frieden von Tilsit endete 1807 der Vierte Koalitionskrieg mit desaströsen Folgen für Preußen. Für die Westpreußische Regierung bedeutete das den Verlust der Teile des Gerichtsbezirks, die dem neu gebildeten Herzogtum Warschau zugeordnet wurden. Das Hofgericht Bromberg wurde aufgelöst und der Teil dessen Sprengels, der Preußen verblieben war, kam zur Westpreußischen Regierung.

Eine weitere Folge des Tilsiter Friedens waren die Preußischen Reformen. Dies betraf auch die Gerichtsorganisation. In Preußen wurden 1808 die bisherigen Mittelgerichte aufgehoben und einheitlich Oberlandesgerichte gebildet. Anstelle der Westpreußischen Regierung entstand so das Oberlandesgericht Marienwerder.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate, Justiz-Verwaltungs-Statistik des Preussischen Staats, Bd. 2, 1839, S. 110–113, Digitalisat.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Töppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen, 1858, S. 332–333, Digitalisat