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Wissenschaft in Frankfurt vor Gründung der Universität

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Naturwissenschaften

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Hauptartikel: Dr. Senckenbergische Stiftung, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Physikalischer Verein und Akademie für praktische Medizin

Gemälde von Johann Christian Senckenberg

Im Frankfurt des späten 18. Jahrhundert gründete der Mediziner Johann Christian Senckenberg, der unter anderem auch an „Hilfswissenschaften“ wie Physik, Biologie und Botanik interessiert war,[1] die Dr. Senckenbergische Stiftung. Die mit einem Vermögen von fast 100.000 Gulden ausgestattete Stiftung sollte der Vaterstadt Frankfurt zur Verbesserung des Medizinalwesens und zur medizinischen Versorgung von Kranken dienen.[2] Mit Geldern der Stiftung finanziert entstand das Bürgerhospital, das sich zu einem der größten Krankenhäuser in Frankfurt entwickelte.[3] Neben einer anatomischen und naturwissenschaftlichen Sammlung, einer Bibliothek und einem chemischen Laboratorium richtete Senckenberg auch einen botanischen Garten ein.

Im Jahr 1817, lange nach Senckenbergs Tod im Jahr 1772, gründeten einige wissenschaftlich interessierte Bürger die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft.[4] Die Gesellschaft stand nicht direkt in Verbindung mit der Dr. Senckenbergischen Gesellschaft, ihr wurde aber vertraglich erlaubt den Namen Senckenberg zu tragen und das Wappen der Stiftung zu übernehmen. Sie widmete sich vor allem der Pflege von Zoologie, Mineralogie und Geologie. Die Gesellschaft richtete ein großes naturhistorisches Museum ein, das „Öffentliches Naturalienkabinett“, das den Grundstock für das spätere Senckenberg Naturmuseum bildete.

1824 spaltete sich von der Gesellschaft wiederum der Physikalische Verein ab. Seine Mitglieder wollten sich mit Physik, Chemie und Meteorologie beschäftigen.[4] Sowohl der Physikalische Verein, als die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft verfügten über für damalige Verhältnisse moderne Labore. Der Physikalische Verein wurde in Frankfurt zu einer Art Patentamt und technischem Überwachungsverein.

Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich vor allem der der Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes für die Gründung einer medizinische Akademie ein. In dieser sollten alle medizinischen Institute und Krankenhäuser der Stadt zusammengeschlossen werden und fortan auch Ärzte ausbilden. Die Pläne zur Akademie waren bereits fortgeschritten und sahen eine Finanzierung durch Spenden vor, wurden allerdings 1905 von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt. Einige spezialisierte Krankenhäuser und medizinische Institute wie das Georg-Speyer-Haus wurden allerdings trotzdem eingerichtet.[5]

Gesellschaftswissenschaften

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1816 hatte sich eine „Frankfurterische Gesellschaft zur Beförderung der nützlichen Künste und der sie veredelnden Wissenschaften“ gebildet, aus der später die Polytechnische Gesellschaft hervorging. Sie hatte eine pädagogisch-philanthropische Einstellung und widmete sie sich der allgemeinen Bildung. So gründete sie etwa die Frankfurter Sparkasse von 1822 und ermöglichte es damit Geringverdienern ihre Ersparnisse anzulegen. Außerdem wirkte an sie an einem Stenographen-Verein, einer Blindenanstalt, Gewerbeschulen und weiteren Einrichtungen mit.

Wilhelm Merton und Franz Adickes im Gespräch

Der Geschäftsmann und Vorsitzender der Metallgesellschaft A.-G. Wilhelm Merton gründete 1890 das Institut für Gemeinwohl. Das Institut kam vor allem Armen zu Gute, seine Aufgabe war es unter anderem die Ursachen sozialer Missstände zu erforschen und zu bekämpfen. Das Institut setzte sich etwa für „Gewerbehygiene“ ein, um die Gesundheit von Arbeitern etwa in Verhüttungsbetrieben zu verbessern.[6]

Franz Adickes, der als Oberbürgermeister von Hamburg-Altona eine Reform der Gymnasien durchgeführt hatte und auch in Frankfurt, in Zusammenarbeit mit Karl Reinhardt, die höhere Schulbildung reformierte freundete sich mit Wilhelm Merton an. Beide hatten ähnliche Interessen und Ziele. Bereits zu Beginn seiner Amtszeit sah Adickes die Gründung einer Universität in Frankfurt als krönendes Ziel seiner Karriere.

Im Oktober 1897 trat die Frankfurter Handelskammer an Adickes mit dem Vorschlag heran eine Handelshochschule zu errichten. Zeitgleich nahm Wilhelm Merton mit Adickes Kontakt auf, in einem persönlichen Gespräch machte er Adickes das Angebot Geld für eine Hochschule zu spenden. Adickes und Merton gefiel der Plan der Handelskammer an der Hochschule Kapital und Arbeit untersuchen und deren Verhältnis sowie Organisation zu klären nicht. Merton wollte mithilfe der Akademie soziale Probleme erforschen und lösen, Adickes sah in der Hochschule in erster Linie einen weiteren Schritt in Richtung Gründung einer Frankfurter Universität.

Das Jügelhaus, der Sitz der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften

Adickes trat an die Polytechnische Gesellschaft heran und sicherte sich deren Zustimmung zur Gründung einer Handelshochschule nach seinen Vorstellungen und finanzielle Mittel. Auch durch den Rückhalt der Gesellschaft schaffte Adickes es einige Stadtverordneten für seinen Plan zu gewinnen. Von Anfang an waren sich Adickes und alle anderen Beteiligten einig, dass die Akademie ohne staatliche Aufsicht forschen müsste. Nach Genehmigung durch die preußische Staatsregierung im März 1901 konnte die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften gegründet werden. Im Vertrag wurde festgelegt, dass die Akademie zwar feste Lehrkräfte anstellen konnte, jedoch ein Staatsvertreter im Verwaltungsrat sitzen musste. Staatliche finanzielle Zuschüsse wurden ausgeschlossen.[6] Das Lehrangebot der Akademie umfasste unter anderem moderne Sprachen wie Englisch oder Französisch sowie Rechtswissenschaften, Ökonomie und Naturwissenschaften.

Bedeutende wissenschaftliche Stiftungen

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Die jüdischen Stifter Georg und Franziska Speyer

1902 wurde die Carl-Christian-Jügel-Stiftung ins Leben gerufen. Die Söhne des Buchhändlers Jügel hinterließen der Stadt ein Vermögen von zwei Millionen Mark mit der Auflage davon eine Stiftung zu gründen. Laut Testament sollte die Stiftung entweder der Pflege von Armen und Kranken oder dem Unterrichtswesen gewidmet werden. Laut der 1902 erlassenen Satzung der Stiftung bezweckte die Stiftung fortan die „Einrichtung und Unterhaltung einer allgemeinen öffentlichen akademischen Unterrichtsanstalt für die Gebiete der Geschichte, der Philosophie und der deutschen Sprache sowie der Literatur“.[7] Die Orientierung der Stiftung wurde vielfach kritisiert und diskutiert.[8]

Eine weitere Stiftung war die Georg und Franziska Speyer’schen Studienstiftung, die 1901 gegründet worden war. Sie sollte laut Satzung die Einrichtung und Unterhaltung von Lehrstellen und Arbeitsplätze an den Frankfurter wissenschaftlichen Instituten ermöglichen. Der anfängliche Stiftungsbeitrag von einer Millionen Mark wurde 1909 auf drei Millionen Mark aufgestockt. Das jüdische Ehepaar Franziska und Georg Speyer legte in der Satzung fest, dass in der Verwaltung der Sitzung zwar eine gewisse Anzahl von Personen jüdischen Glaubens sitzen musste, die Leistungen der Stiftung allerdings an kein Glaubensbekentnis gebunden waren.[3]

Bibliotheken in Frankfurt

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Alte Stadtbibliothek

In Frankfurt gab es zwar keine Zentralbibliothek, es hatten sich jedoch drei große wissenschaftliche Bibliotheken etabliert. Neben der Alten Stadtbibliothek und der Senckenbergischen Bibliothek gab es noch die Freiherrlich Carl von Rothschild’sche öffentliche Bibliothek. Die Stadtbibliothek widmete sich eher den Geisteswissenschaften, die Rothschild’sche Bibliothek eher den Kunstwissenschaften und die Senckenbergische den Naturwissenschaften. Die Senckenbergische Bibliothek verwaltete auch den Bestand zahlreicher Vereine wie des Physikalischen Vereins oder des Geographischen Vereins. Insgesamt belief sich die Zahl der Bände in den drei Bibliotheken auf über 500.000.[9]

Gründungspläne und -versuche bis ins 19. Jahrhundert

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Nach der Französischen Revolution wurde in Frankfurt der Plan für eine „Akademie der freyen, schönen, bildenden Künste und nützlichen Wissenschaften“ entworfen. Es sollte eine staatliche Universität nach französischem Muster gegründet werden. Der Stadtrat, der um Erlaubnis zur Gründung gefragt wurde, erteilte diese aber nicht. Er befürchtete, dass die gebildeten Bürger erweiterte politische Rechte fördern könnte.

Pläne für eine Hochschule tauchten erst nach mehr als fünfzig Jahre wieder auf. Nach den Europäischen Revolutionen von 1848/1849 wurde der Aufruf zur Gründung einer „Allgemeinen deutschen freien Akademischen Universität“ gestartet. Diesen unterzeichneten unter anderem Moriz Carrière, Ludwig Feuerbach und Karl Grün. Ein in Frankfurt abgehaltener Kongress ergab, dass die geplante Universität komplett autonom sein und als höchstes Ziel die Nationalerziehung haben sollte. Dadurch sollte ein allgemeines Volksbewusstsein geschaffen werden. Als favorisierten Standort wählten die Versammelten Wien. Zweite Wahl wurde Frankfurt. Der Plan wurde nicht weiter verfolgt, er wurde der Nationalversammlung nicht einmal vorgestellt.

Siegel des Freien Deutschen Hochstifts

Erneut wurde eine Universitätsgründung durch einen Aufruf Otto Volgers, Mitarbeiter des Senckenberg Naturmuseum ein „Freies Deutsches Hochstift“ zu gründen ins Gespräch gebracht. Obwohl die Idee anfänglich kaum realisierbar schien, resultierte 1859 die Bildung des Freien Deutschen Hochstifts, der zur Pflege deutscher Kunst, Wissenschaft und Bildung dienen sollte. Volger war damit nicht zufrieden und versuchte 1862 erfolglos mithilfe der Polytechnischen Gesellschaft und den anderen wissenschaftlichen Organisationen in Frankfurt eine Hochschule zu gründen.

Auch nach der Eingliederung in den preußischen Staat wurde Frankfurt als Hochschulstandort vorgeschlagen. Die Universität sollte, vom Staat getragen, als Entschädigung für die verlorene Unabhängigkeit dienen. Eine Verlegung der Universität Marburg nach Frankfurt wurde unter anderem vom preußischen Zivilgouverneur Robert von Patow vertreten. Der Plan stieß auf große Ablehnung, besonders der Deutsche Hochstift widersprach, da die mögliche Universität als vom verhassten preußischen Staat aufgezwungene Institution angesehen wurde. Immer wieder wurde stattdessen eine freie Universität gefordert.

Am Ende des 19. Jahrhunderts stellte Otto Kanngießer die These auf Frankfurt könne nicht zur Industriestadt werden und müsse stattdessen Wissenschaft und Kultur pflegen und man müsse dafür die Frankfurter Organisationen zu einer Hochschule zusammenfassen. Die Universität sollte seiner Meinung dem Beispiel der Freien Universität Brüssel folgen und ein Polytechnikum beinhalten. Die Schrift von Kanngießer wurde kein Erfolg, sie fiel allerdings dem Oberbürgermeister Franz Adickes in die Hände. Er berichtete später, diese Schrift habe bei ihm nachhaltig Eindruck geschaffen.[6]

Gründung der Stiftungsuniversität

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In den 1900er Jahren eingeweihte Gebäude in der Viktoriaallee, nicht abgebildet das anschließende Jügelhaus

Neue Gebäude, die von der Senckenberg Gesellschaft, dem Physikalischen Verein und der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften errichtet wurden, waren 1907 Anlass für Adickes eine Denkschrift zu verfassen. Er wollte die „Frankfurter Wissenschaftlichen Institute zu einer Philosophischen Fakultät“ vereinen. Er war der Ansicht, dass die Institute alleine ihre laufenden Kosten nicht tragen könnten. Zu den naturwissenschaftlichen Instituten sollten im Unterhalt deutlich günstigere Institute wie eine philosophische, eine juristische und eine historische Fakultät ergänzt werden. Da Adickes klar war, dass keine staatlichen Zuschüsse zur Universitätsgründung zu erwarten waren, richtete er seine Schrift zum Gründungsaufruf an den „oft bewährten Frankfurter Bürgersinn“.

Im Preußischen Abgeordnetenhaus wurden die Bestrebungen der Frankfurter Bürger bereits im April 1910 skeptisch beobachtet. Als Argumente für eine freie Frankfurter Universität wurden vom Berichterstatter für den Kultus-Etat die kaum vorhandene Belastung für die Staatsfinanzen genannt. Außerdem erhielte Frankfurt durch die Universität eine Entschädigung für die verlorengegangene staatliche Selbstständigkeit und die Universität würde aufgrund ihrer Lage sicherlich viele Ausländer anziehen. Kritisiert hingegen wurde der mangelnde Einfluss des Staats sowie der Einfluss der stark links orientierten Stadtvertretung und das Fehlen einer Theologischen Fakultät, die Adickes in seinen Planungen nicht berücksichtigte. Außerdem bestünde kein Bedarf an einer Universität, es gab bereits mehrere Hochschulen in Hessen. Auf diese Bedenken wandte Carl Ludwig Funck ein, dass die Universität noch in ihrer Planungsphase sei und sich bis zur Gründung noch einiges ändern würde.

Proteste in Marburg gegen die Gründung einer Frankfurter Universität

Während Adickes gemeinsam mit Merton die Entwicklung der Pläne voranbrachte demonstrierten die umliegenden Universitäten gegen die Pläne. Vor allem die Marburger Universität war gegen die Neugründung. 1911 sprach sich die Rektorenkonferenz dagegen aus, auch das Preußische Abgeordnetenhaus lehnte das Projekt nun vehement ab.

Adickes und Merton begannen derweil umfangreiche Verhandlungen mit möglichen Stiftern. Die Jügel’sche und die Speyer’schen Stiftungen wurden für das Projekt gewonnen. Auch diverse andere Stiftungen ließen das zur Verfügung stehende Vermögen schnell wachsen. Es galt auch die Frankfurter Presse und vor allem die sozialdemokratischen Abgeordneten der Stadtversammlung für das Projekt zu gewinnen. Sie wollten das verfügbar gewordene Geld eher zur Bekämpfung von Armut und Elend in Frankfurt einsetzen.

Die jüdische Gemeinde in Frankfurt war sehr groß, viele reiche Bürger und Stifter waren Juden. Nach wie vor wurden Juden aufgrund von Antisemitismus nicht zum Ordinarus oder Offizier ernannt, eine Universität frei von staatlicher Kontrolle und unter anderem von Juden finanziert war daher für sie wünschenswert. Es gab auch christliche Stifter, diese waren „besonders experimentierfreudig und knüpften an reichsstädtische Traditionen an“.[10] Die Universität sollte auch auf Wunsch der Stifter keine theologischen Fakultäten erhalten, nur Religionswissenschaften sollten gelehrt werden. Besonders für die jüdischen Stifter waren Pläne von Adickes den preußischen Staat in die Planungen mit einzubeziehen schwer verständlich, erst nachdem Adickes ihnen zugesichert hatte sie würden an der Hochschule in keiner Weise diskriminiert werden waren sie damit einverstanden.

Erste Seite der Satzung: „Wir Wilhelm [...] II. wollen der durch Unseren Erlass, vom 10. Juni 1914 neu begründeten Universität Frankfurt a. M. die nachfolgende Satzung hierdurch verleihen

1912 wurde der Stiftungsvertrag unterschrieben. Beteiligt waren die Stadt Frankfurt, die Stiftungen von Jügel und den Speyers sowie die Stiftung Carolinum von Louise von Rothschild, die medizinischen Institute von Theodor Stern und Ludwig Edinger, die Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, das Institut für Gemeinwohl, die Senckenbergischen Institute und der Physikalische Verein. Die Aufgaben einiger Institute wie die allgemeine wissenschaftliche Fortbildung sollten den Instituten weiterhin möglich sein und wurden zum weiteren Ziel der Universität erklärt. Neben den Organen, die es bei jeder Universität gab, sollte es zusätzlich einen Großen Rat und ein Kuratorium geben. So sollten auch die Stadtregierung und die Stifter in die Führung der Universität eingebunden werden. Dem Kuratorium wurde die Leitung der Universität auferlegt. Es sollte „die Gestaltung des Universitätsunterrichts“ bewerten.

Die Verfassung des Staates Preußen erlaubte der Regierung ohne parlamentarische Mehrheit im Namen des Königs zu handeln. Daher konnte Wilhelm II. am 10. Juni 1914 die Einrichtung der „Universität zu Frankfurt am Main“ genehmigen. Allein die Stiftungen brachten ein Vermögen von insgesamt 14 Millionen Mark auf, die Stadt stellte weitere finanzielle Mittel zur Verfügung. Da viele Gebäude kurz vor Gründung errichtet wurden mussten keine neuen errichtet werden. Die Frankfurter Universität zählte zu den best ausgestatteten im Deutschen Reich.

Die Einweihung der Universität erfolgte am 18. Oktober 1914. Kaiser Wilhelm II., der seine Teilnahme angekündigt hatte konnte aufgrund des Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht teilnehmen. Unter anderem waren der Rektor Richard Wachsmuth, der vorher Dozent beim Physikalischen Verein und bei der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften gewesen war, sowie 44 Studenten an der Einweihung teil.[11]

Die Frankfurter Universität war die letzte, die im Deutschen Kaiserreich gegründet wurde. Sie war die erste Stiftungsuniversität in der deutschen Geschichte.[12]

Die Universität im Ersten Weltkrieg

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Im Ersten Weltkrieg verschlechterte sich die finanzielle Lage der Universität schnell, außerdem verstarben eine Reihe wichtiger Persönlichkeiten wie Adickes im Jahr 1915. Neuer Oberbürgermeister wurde Georg Voigt. Merton kümmerte sich während des Krieges um sein Unternehmen und konnte daher die Universität nur durch finanzielle Spenden unterstützten. Im Kuratorium der Universität konnte er nicht mehr gestalterisch mitwirken. Er verstarb kurz nach Adickes 1916.

Da auch die Spenden der anderen Stifter zurückgingen, wurde es für die Universität schwierig ihren Haushalt auszugleichen. Ein Großteil der Stiftungsgelder und Sparguthaben wurde in Kriegsanleihen angelegt. Der Frankfurter Oberbürgermeister und der im Krieg eingesetzten Geschäftsführer des Kuratoriums die Universität versuchten die Universität durch den preußischen Staat übernehmen zu lassen. Seit 1917 konnte der Haushalt nicht mehr ausgeglichen werden. Auch die neu gegründete „Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität“ konnte die Notlage nicht beseitigen.

An der Frankfurter Universität war im Ersten Weltkrieg die „vaterländische Begeisterung moderater ausgefallen“,[13] als an anderen deutschen Hochschulen.

Finanzielle Krise nach 1918

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Georg Voigt verkündete 1919 die Universität müsse geschlossen werden, wenn sie nicht durch den Staat übernommen würde. Durch die Inflation von 1914 bis 1923 verlor die Universität auch ihre verbleibenden finanziellen Mittel. Die preußische Hochschulverwaltung unter Leitung von Carl Heinrich Becker lehnte eine staatliche Übernahme jedoch weiterhin ab, zu groß waren die wirtschaftlichen Probleme des Staates. Das Kuratorium trat nach dieser Absage an die Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt heran. Zuschüsse wurden gewährt, die SPD forderte die Universität aber auf mehr zum Volksbildungsinstitut zu werden.

Im März 1920 forderte das Universitätskuratorium erneut Staat, Stadt und Stifter zur finanziellen Unterstützung auf. Der preußische Finanzminister Hermann Lüdemann lehnte eine Unterstützung aber weiterhin ab und forderte die Universität auf die Pläne der SPD zu verwirklichen. Erst nach aufwändigen Verhandlungen unter anderem mit Konrad Haenisch und weiteren Ministern konnte Lüdemann umgestimmt werden der Universität doch Gelder zur Verfügung zu stellen. Aus den Plänen der SPD ging die Akademie der Arbeit hervor.

Durch die sich verbessernde finanzielle Situation von Preußen erlaubte dem Finanzminister im Dezember 1923 zu verkünden, dass es „ausgeschlossen sei, daß die Universität Frankfurt oder eine andere preußische Universität ohne weiteres und plötzlich stillgelegt werde.“ Der neue Universitätsvertrag wurde vom Landtag zugestimmt. Kosten, die nicht durch die Stifter gedeckt waren, sollten von Stadt und Staat gezahlt werden. Der Stiftungscharakter blieb weiter bestehen.

Ausbau der Institute

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Bereits im März 1924 begannen daher Kuratorium und Großer Rat mit Planungen zum weiteren Ausbau. Der im Oktober 1924 gewählte Bürgermeister Ludwig Landmann trug mit den Kuratoren Walter Gerlach und Kurt Riezler besonders zum Wachstum der Universität bei.[14]

Nach dem Ersten Weltkrieg erfuhren insbesondere die medizinischen Institute der Universität einen Aufschwung. Sie profitierten besonders von den experimentierfreudigen jüdischen Professoren. Neben den Instituten, die bereits 1914 existierten bildeten sich rasch weitere. So wurden ein Institut für Kinderheilkunde und eine Psychiatrie sowie ein Institut für Gerichtsmedizin und Röntgenologie eingerichtet. Ein Viertel der Professoren in den medizinischen Instituten war jüdisch.

In der Rechtswissenschaftlichen Fakultät hatte 1914 Franz Adickes selbst Berufungsverhandlungen durchgeführt. So konnten etwa Kurt Burchard und Berthold Freudenthal als Professoren gewonnen werden. Viele der juristischen Professoren waren gegenüber der neuen Weimarer Republik loyal eingestellt und lehrten dies auch. Neue angestellte Professoren widmeten sich nach 1918 unter anderem dem Völkerrecht und der Rechtssoziologie. Durch die Lehrmethode, die sich auch aus Vergleichenden Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte zusammensetzte, galt auch die juristische Fakultät als außerordentlich modern.

  • Ludwig Heilbrunn: Die Gründung der Universität Frankfurt a. M. Josef Baer & Co., Frankfurt am Main Juni 1915 (Online im Internetarchiv archive.org [abgerufen am 2. September 2015] Detaillierte Geschichte der Gründungsgeschichte und Vorgängerinstitute).
  • Notker Hammerstein: Die Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main – Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. Band I: 1914 bis 1950. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1989.
  • Paul Kluke: Die Stiftungsuniversität Frankfurt am Main 1914–1932. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7829-0128-2.

Einzelnachweise

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  1. Thomas Bauer: Johann Christian Senckenberg und seine Stiftung. Goethe-Universität Frankfurt, April 2006, abgerufen am 25. Februar 2016.
  2. Die Stiftung. Dr. Senckenbergische Stiftung, abgerufen am 25. Februar 2016.
  3. a b Ludwig Heilbrunn: Die Gründung der Universität Frankfurt a. M. Josef Baer & Co., Frankfurt am Main Juni 1915, Die Speyer’schen Stiftungen, S. 51–53 (Online im Internetarchiv archive.org [abgerufen am 2. September 2015]).
  4. a b Ludwig Heilbrunn: Die Gründung der Universität Frankfurt a. M. Josef Baer & Co., Frankfurt am Main Juni 1915, Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft und der Physikalische Verein, S. 12 ff. (Online im Internetarchiv archive.org [abgerufen am 2. September 2015]).
  5. Ludwig Heilbrunn: Die Gründung der Universität Frankfurt a. M. Josef Baer & Co., Frankfurt am Main Juni 1915, Die medizinischen Institute, S. 57–71 (Online im Internetarchiv archive.org [abgerufen am 2. September 2015]).
  6. a b c Paul Kluke: Die Stiftungsuniversität Frankfurt am Main 1914–1932. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7829-0128-2, Erstes Buch: Die Gründung der Universität; 1. Kapitel: Zur Vorgeschichte – Frühere wissenschaftliche Institutionen und Hochschulpläne, S. 23 ff.
  7. Ludwig Heilbrunn: Die Gründung der Universität Frankfurt a. M. Josef Baer & Co., Frankfurt am Main Juni 1915, Die Carl-Christian-Jügel-Stiftung, S. 38 (Online im Internetarchiv archive.org [abgerufen am 2. September 2015]).
  8. Ludwig Heilbrunn: Die Gründung der Universität Frankfurt a. M. Josef Baer & Co., Frankfurt am Main Juni 1915, Die Carl-Christian-Jügel-Stiftung, S. 33–42 (Online im Internetarchiv archive.org [abgerufen am 2. September 2015]).
  9. Ludwig Heilbrunn: Die Gründung der Universität Frankfurt a. M. Josef Baer & Co., Frankfurt am Main Juni 1915, Die BibliothekenSeiten=72–74 (Online im Internetarchiv archive.org [abgerufen am 2. September 2015]).
  10. Notker Hammerstein: Die Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main – Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. Band I: 1914 bis 1950. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-472-00107-0, Teil I – Die Anfänge 1. Aspekte der Gründungsgeschichte, S. 22.
  11. Notker Hammerstein: Die Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main – Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. Band I: 1914 bis 1950. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-472-00107-0, Teil I – Die Anfänge 1. Aspekte der Gründungsgeschichte, S. 17–31.
  12. Notker Hammerstein: Die Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main – Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. Band I: 1914 bis 1950. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-472-00107-0, Teil I – Die Anfänge 1. Aspekte der Gründungsgeschichte, S. 17.
  13. Notker Hammerstein: Die Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main – Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. Band I: 1914 bis 1950. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-472-00107-0, Teil I – Die Anfänge 2. Die frühe Krise, S. 32.
  14. Notker Hammerstein: Die Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main – Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. Band I: 1914 bis 1950. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-472-00107-0, Teil I – Die Anfänge 2. Die frühe Krise, S. 31–37.