Calleville

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Calleville
Calleville (Frankreich)
Calleville (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Eure (27)
Arrondissement Bernay
Kanton Brionne
Gemeindeverband Intercom Bernay Terres de Normandie
Koordinaten 49° 12′ N, 0° 45′ OKoordinaten: 49° 12′ N, 0° 45′ O
Höhe 65–144 m
Fläche 8,57 km²
Einwohner 661 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 77 Einw./km²
Postleitzahl 27800
INSEE-Code

Mairie

Calleville ist eine französische Gemeinde mit 661 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Eure in der Region Normandie.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calleville liegt zwischen dem Weiler La Borderie, der zu La Haye-de-Calleville gehört, im Osten und Brionne im Westen, 17 Kilometer nordöstlich von Bernay am Südwestrand des Roumois.[1] Zur Gemeinde gehören die Weiler Les Forges, Le Coudray und Les Belles Voies.[2]

Die Gemeinde ist einer Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger) zugeordnet: Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22 °C, mindestens vier Monate über 10 °C (b). Es herrscht Seeklima mit gemäßigtem Sommer.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schule und Mairie auf einer Postkarte aus dem Jahr 1900

Calleville wurde 1190 erstmals als Karlevilla urkundlich erwähnt. Laut de Beaurepaire handelt es sich um eine mittelalterliche Ortsgründung.[3] Der Ortsname ist aus der französischen Ortsnamensendung -ville, die sich aus dem lateinischen Wort villa ,Landgut‘ entwickelt hat, und dem altnordischen Namen Karli (deutsch Karl) zusammengesetzt.[4][5][6]

Im 12. Jahrhundert waren die Ländereien des heutigen Calleville, die am Rand des Waldes von Le Neubourg lagen, unter den Seigneurs von Harcourt und Le Neubourg aufgeteilt. Die Familie Harcourt besaß ein großes Herrenhaus in Calleville, das von einem großen Park umgeben war.[7] Weder das Herrenhaus noch der Park sind erhalten geblieben. 1817 fand man an der Stelle, wo das Herrenhaus einst stand, glasierte Pflastersteine aus dem 14. Jahrhundert.[8]

Gilles-André de La Roque, der Genealoge der Familie Harcourt, ordnete 1662 Robert I. d’Harcourt (nach 1078–1100) den Titel Seigneur de Calleville zu. Dies ist kein Beweis, aber immerhin ein Hinweis darauf, dass Calleville auch schon im 11. Jahrhundert aufgeteilt gewesen sein könnte. Es ist aber sicher, dass Robert II. d’Harcourt (nach 1124–1212) und Richard d’Harcourt (1212–1239) ein Lehen in Calleville besaßen. Richard lag im Streit mit dem Domkapitel von Évreux und musste 1217, um den Streit beizulegen, sechs modius Getreide an der Kirche in Calleville abliefern.[7]

Im Jahre 1293 verzichtete der damalige Seigneur von Harcourt, Jean II. d’Harcourt (1245–1302), zugunsten der Abtei Saint-Pierre de Préaux in Les Préaux auf alle Rechte, die er bezüglich der Wälder von Saint-Pierre-de-Salerne, Saint-Cyr-de-Salerne, Brétigny und anderen Orten hatte; diese Urkunde im Kopialbuch der Abtei von Préaux wurde in Calleville datiert und gezeichnet.[8]

Als Jean VII. d’Harcourt 1452 starb, fiel sein Lehen Calleville durch Heirat an Antoine de Vaudémont (1400–1458). Es wurde dann weitervererbt, bis es in den Besitz der Familie Guise kam, die das Lehen bis zur Französischen Revolution (1789–1799) behielten.[7]

1793 erhielt Calleville im Zuge der Französischen Revolution den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.

Anzahl Einwohner
(Quelle: [9])
Jahr 1793183618811921196819822006
Einwohner 584650514270345493552

Am meisten Callevillais (Einwohner) hatte Calleville 1836 (650), danach sank die Bevölkerungszahl bis 1921 (270). Nach 1921 wuchs die Gemeinde wieder.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche um 1900
Die Kirche 2011

Die Kirche von Calleville war dem Heiligen Aignan von Orléans (358–453) geweiht.[7] Als es in Mode kam, die Heilige Chrodechild (Sainte Clotilde) zu verehren, ernannte man sie zur Schutzpatronin. Ein Teil der Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Kirchenfenster wurden im 18. und 19. Jahrhundert eingebaut.[10] In der Kirche stehen mehrere Statuen. Statuen der Heiligen Chrodechild (474–544), der Heiligen Apollonia von Alexandria und des Heiligen Helier werden noch heute als wundertätig verehrt. Die Gläubigen binden weiße Bänder um das rechte Handgelenk der Statue der Chrodechild und bitten um den Schutz ihrer Kinder vor Krankheiten. Neben der Statue des Helier sind zusätzlich mehrere Dankestafeln an der Wand angebracht.[11]

Calleville liegt an der ehemaligen Eisenbahnstrecke, die von Évreux nach Honfleur führte. Sie ist heute auf 40 Kilometer Länge in einen Rad- und Wanderweg umgewandelt worden.[12]

Das Atelier Les Têtes de la Ferme du Parc veranstaltet mehrmals jährlich Ausstellungen ortsansässiger Künstler.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gemeindegebiet gelten geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre (Cidre de Normandie und Cidre normand).[1]

Es gibt eine Bibliothek in Calleville.[14] Wichtige Erwerbszweige der Callevillais sind Ackerbau und Viehzucht.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Calleville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Calleville auf annuaire-mairie.fr (französisch) Abgerufen am 7. Juli 2012.
  2. Daniel Delattre, Emmanuel Delattre: L’Eure, les 675 communes. Editions Delattre, Grandvilliers 2000, S. 62 (französisch).
  3. Ernest Poret Blosseville (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. Dictionnaire topographique du département de l’Eure : comprenant les noms de lieu anciens et modernes. Impr. Nationale, Paris 1877, S. 43 (französisch, auf Gallica [abgerufen am 11. Dezember 2009]).
  4. François de Beaurepaire, Les Noms des communes et anciennes paroisses de l’Eure. Paris, A. et J. Picard, 1981, ISBN 2-7084-0067-3, (OCLC 9675154) S. 81.
  5. Ernest Nègre, Toponymie générale de la France. 2. Formations non-romanes ..., Band 2, Librairie Droz 1991, S. 1021.
  6. René Lepelley, Dictionnaire étymologique des noms des communes de Normandie, Presses Universitaires de Caen / Charles Corlet éditions, 1996 ISBN 2-905461-80-2. S. 84.
  7. a b c d Anatole Caresme Charpillon: Dictionnaire historique de toutes les communes du département de l’Eure: histoire, géographie, statistique. Delcroix, Les Andelys 1868, S. 642–645 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. a b Auguste Le Prévost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Société d’agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L’Eure, Évreux: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l'Eure. Band 1. Hérissey, 1862, S. 460 f. (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Calleville auf Cassini.ehess.fr (französisch) Abgerufen am 7. Dezember 2009.
  10. Calleville, CdCr Kanton Brionne (französisch) Abgerufen am 14. August 2011.
  11. Bernard Verwaerde: A quels saints se vouer?... dans l’Eure. les saints protecteurs et guérisseurs. Editions Page de Garde, Caudebec-lès-Elbeuf 2001, ISBN 2-84340-191-7, S. 52+64+66 (französisch).
  12. Voie Verte d’Évreux à la Vallée du Bec (Memento vom 4. Mai 2010 im Internet Archive) (französisch) Abgerufen am 14. Dezember 2009.
  13. Drôles de petits bonshommes in Paris Normandie@1@2Vorlage:Toter Link/www.paris-normandie.fr (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) (französisch) Abgerufen am 15. Dezember 2009.
  14. Bibliothèque de Calleville (französisch) Abgerufen am 15. Dezember 2009.
  15. Archivlink (Memento vom 20. September 2009 im Internet Archive) Calleville auf quid.fr (französisch).