Carhartt

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Carhartt, Inc.[1]

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Rechtsform Incorporated
Gründung 1889
Sitz Dearborn, Michigan
Leitung Mark Valade (CEO)[1]
Mitarbeiterzahl etwa 5000[2]
Branche Textilindustrie
Website www.carhartt.com
Stand: 24. Januar 2018

Die Carhartt, Inc. ist ein US-amerikanischer Bekleidungshersteller.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carhartt, Inc.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carhartt wurde 1889 von Hamilton Carhartt († 1937) in Detroit als Hamilton Carhartt & Company gegründet.[3] Die Hauptzielgruppe waren zunächst Stahl- und Eisenbahnarbeiter, unter denen unter anderem die Carhartt-Latzhose populär war. In den 1910er Jahren existierten Carhartt-Baumwollspinnereien in South Carolina und Georgia, sowie Webereien in Atlanta, Detroit, Dallas und San Francisco. Noch vor dem Ersten Weltkrieg begann die internationale Expansion nach Kanada und Frankreich. In den Kriegsjahren wurde für die amerikanischen Streitkräfte produziert. Auf Hamilton Carhartt folgte 1937 sein Sohn Wylie Carhartt, der unter anderem Carhartt-Fabriken in Kentucky und Tennessee eröffnete, die bis heute bestehen. Unter Wylies Schwiegersohn Robert Valade wurde in den 1970er Jahren mit der lukrativen Produktion von Handelsmarkenware für große amerikanische Einzelhändler begonnen. Der Bau der Trans-Alaska-Pipeline bot in diesen Jahren einen großen Absatzmarkt für Carhartt-Arbeitsbekleidung. Im Laufe der Zeit wuchs Carhartt durch die Herstellung strapazierfähiger Produkte zu einer der bekanntesten Marken für funktionale Arbeitskleidung an. Ab Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre boomte die rustikale Bekleidungsmarke, die damals preislich unter den etablierten Modemarken lag, unbeabsichtigterweise mit weiten baggy pants Hosen, Kapuzenpullovern und weit geschnittenen Arbeiter-Jacken bei Anhängern der Hip-Hop-, Graffiti- und Skateboard-Szene.[4] 1996 übernahm der Enkel von Hamilton Carhartt, Mark Valade, die Firmenleitung, eröffnete eigene Ladengeschäfte in den USA und nahm unter anderem die erste komplette Damenkollektion ins Sortiment auf. In den USA bestehen mittlerweile umfangreiche Kollektionen für Herren, Damen und Kinder. Seit 2013 führt Linda Hubbard, eine externe Managerin, die Carhartt-Geschäfte. Carhartt, Inc. beschäftigt in den USA etwa 2200 Mitarbeiter und weltweit etwa 5000.[2]

Carhartt, Inc. betreibt mit ihren eigenen Produkten etwa 30 Ladengeschäfte in den USA und ist ansonsten über einen eigenen Onlineshop und den Fachhandel vertreten. In Europa, darunter in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sowie Australien und Neuseeland werden die Produkte über den lokalen (Arbeits-)Fachhandel angeboten. Bis heute wird ein Teil der Kollektionen in den USA produziert und dieser als „Made in the USA“ deklariert.

In Europa teilt sich die Marke in zwei Bereiche auf: zum einen in die von der amerikanischen Carhartt, Inc. produzierten Carhartt Workwear, die klassische Arbeitsbekleidung nach amerikanischem Vorbild vertreibt, zum anderen ab Ende der 1990er Jahre in die von einem deutschen Lizenznehmer gesteuerte, modischere Carhartt Work in Progress.

Carhartt WIP[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schweizer Unternehmer Edwin Faeh, der mit seinen Brüdern bereits 1974 die Jeansmarke Big Star ins Leben gerufen hatte, importierte ab 1989 unter dem Namen All American Concept Carhartt-Ware aus den USA[5] und erlangte schließlich 1994 die Lizenz von Carhartt, Inc. über die Produktion und den Vertrieb einer eigenen Modekollektion unter dem Markennamen Carhartt. Dabei positionierte Faehs Firma Work in Progress die Marke Carhartt ab 1997 mit eigenen Entwürfen weniger stark im Bereich robuste Arbeitsbekleidung, sondern machte sich mit modischen Kollektionen vielmehr einen Namen in der jugendlichen Skater-, BMX- und Hip-Hop-Szene. Noch im gleichen Jahr wurde ein Ladengeschäft in London eröffnet. So gibt es in europäischen Trendläden überwiegend T-Shirts, Baggy-Jeans, Pullover und Skateboards sowie zahlreiche Accessoires, unter anderem Gürtel, Taschen, Geldbeutel, Wollmützen und Strümpfe von Carhartt zu kaufen. Die Hauptzielgruppe von Carhartt WIP sind Männer zwischen 15 und 50 Jahren. Bereits ab 2000 wurde aber auch Damenmode von Carhartt WIP angeboten, die in den Folgejahren zurückgefahren und ab Mitte der 2010er Jahre wieder ausgeweitet wurde. Die Entwürfe werden mit dem amerikanischen Lizenzgeber abgestimmt. Durch gezieltes Sponsoring erwarb sich Carhartt WIP auch einen guten Ruf in der Hörerschaft elektronischer Musik – die Leser der Zeitschrift De:Bug wählten die Marke 2005 und in den Jahren davor zum beliebtesten Modelabel. Carhartt WIP brachte bis Ende 2009 mehrmals im Jahr die Zeitschrift Rugged heraus. Das englischsprachige Imagemagazin umfasste die Kernthemen Kleidung, Musik, Kunst, BMX, Skateboarden und Computerspiele und war in fast allen Carhartt-Shops in Europa, Japan und Australien kostenlos erhältlich.

Ende der 2000er Jahre übernahm Edwin Faehs Neffe Arnaud Faeh, der ab 2006 im Unternehmen arbeitete, bis 2015 die Rolle des Kreativdirektors bei Carhartt WIP.[6] Besonders unter seiner Leitung ging das Unternehmen Kollaborationen mit anderen bekannten Marken ein, wie etwa Vans (2008, 2011, 2015), Burton Snowboards (2011), Fragment Design (2011), dem New Yorker Designer Adam Kimmel (2011; von der amerikanischen Muttergesellschaft initiiert),[7] der französischen Modemarke A.P.C. (2012), London Undercover (2012), den niederländischen Streetwear-Marken Patta (2014 und 2016) und P.A.M (2014 und danach), Stüssy (2015), Isle Skateboards (2016), Converse (2017) u. v. m.

2013 arbeiteten für Carhartt WIP 1.300 Mitarbeiter, davon 400 in Deutschland.[8] Produziert wird unter anderem in der eigenen Produktionsstätte in Tunesien. Der Jahresumsatz lag Mitte der 2010er Jahre bei über 120 Millionen Euro. Faeh ist bis heute Geschäftsführer und hält auch die europäische Lizenz für die japanische Marke Edwin Jeans und die britische Schuhmarke Pointer.

2014 unterhielt Carhartt WIP 60 Ladengeschäfte in Europa, Australien, China, Japan, Korea, Taiwan und Thailand. 2011 eröffnete Carhartt WIP mit einem Ladengeschäft in der New Yorker Crosby Street in SoHo das erste Geschäft auf dem Territorium der US-amerikanischen Muttergesellschaft.[9][10] Der Laden zog 2017 ein paar Blöcke weiter in die Lafayette Street um.[11] Des Weiteren ist die Marke über den eigenen Onlineshop und im bisweilen auch gehobenen Einzelhandel international vertreten.

Hamilton Carhartts Automobilproduktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1910 gründete Hamilton Carhartt die Carhartt Automobile Corporation mit Sitz an der Kreuzung von Jefferson Avenue und Townsend Street (heute Baldwin Street) in Detroit. Geschäftsführer und Vizepräsident war Hamilton Carhartt Jr. Die Produktion des Carhartt-Mittelklassewagens lief von August 1910 bis März 1912. Nach anfänglichem Erfolg brachen die Verkäufe ein und Hamilton Carhartt beschloss, zur Minimierung der Verluste aus der Automobilherstellung auszusteigen. Die Produktion endete im März 1912 nach etwa 500 gebauten Carhartt-Automobilen.[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Company Overview of Carhartt, Inc. In: bloomberg.com. Bloomberg L.P., abgerufen am 21. März 2018 (englisch).
  2. a b Mossy Oak® Enters Camouflage Partnership with Carhartt. In: carhartt.com. Carhartt, Inc., 24. Januar 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. März 2018; abgerufen am 21. März 2018 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/newsroom.carhartt.com
  3. Carhartt History carhartt.com, abgerufen: 10. Juni 2017
  4. Carhartt WIP’s Founders on Remaining Box-Fresh after All These Years (Memento des Originals vom 17. Mai 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sleek-mag.com sleek-mag.com, 4. November 2017
  5. History carhartt-wip.com, abgerufen: 9. Juni 2017
  6. Exclusive Interview: Carhartt Work In Progress dazeddigital.com, 2. März 2012
  7. Die neueste Kollaboration mit dem New Yorker Adam Kimmel ist für Carhartt ein Schritt in die Zukunft musikexpress.de, 7. April 2011
  8. Wenn Arbeitskleidung Mode wird badische-zeitung.de, 8. Oktober 2013
  9. Carhartt WIP Store, New York City (Memento des Originals vom 7. April 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.carhartt-wip.com carhartt-wip.com, 24. Oktober 2011
  10. Carhartt Work in Progress to Open NYC Shop on Thursday: Chatting With Creative Director Arnaud Faeh gq.com, 24. Oktober 2011
  11. Inside Look at the New Carhartt Work In Progress NYC Flagship Store porhomme.com, 14. März 2017
  12. Matt Wolfe: The Carhartt Automobile Corporation., Automotive Hall of Fame, 1. Dezember 2015.