Chilenische Teekultur

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Die chilenische Teekultur (spanisch cultura chilena del té) ist innerhalb der chilenischen Gastronomiekultur von großer Bedeutung. Der Konsum von schwarzem Tee als Heißgetränk erfreut sich im ganzen Land großer Beliebtheit.[1] 2023 gehörte Chile zu den zwanzig Ländern mit dem größten Teekonsum pro Kopf der Welt.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Herrschaft des spanischen Kolonialreiches in der heutigen Republik Chile führte eine Steuer auf den Mate-Strauch, das damals am häufigsten konsumierte Heißgetränk, im Jahr 1767 dazu, dass die unteren sozialen Schichten aufgrund des Preisanstiegs dieses Getränks nach einer Alternative suchten, wodurch der Tee als Lösung erschien. Die Steuer war eingeführt worden, um den Bau der Cal-y-Canto-Brücke zu finanzieren, eines der wichtigsten Straßenbauwerke in Santiago de Chile im 18. Jahrhundert. Über soziale Grenzen hinweg gewann Tee als beliebtes Getränk an Popularität, als Chile seine Unabhängigkeit erlangte, nachdem große Kontingente britischer Auswanderer eintrafen, die sich hauptsächlich in den Hafenstädten Valparaíso, Antofagasta und Punta Arenas niederließen. Auf diese Weise wurde die britische Teekultur auf andere Gruppen der chilenischen Gesellschaft ausgeweitet und die Teezeit um 17 Uhr massenhaft eingeführt.[3]

Teestuben und Teehäuser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teeladen in Santiago de Chile

Im 20. Jahrhundert wurden in den großen chilenischen Städten die ersten Teestuben eröffnet, die hauptsächlich als Treffpunkte für ein weibliches Publikum dienten und in denen neben Tee auch Kekse, Kuchen und Desserts dazu verkauft wurden.

Im 21. Jahrhundert ermöglichte die Diversifizierung des Verkaufs und Konsums anderer Teesorten wie grünen und weißen Tees die Eröffnung von auf den Verkauf von Tee spezialisierten Geschäften und Teeläden mit einem anderen Konzept als die vorherige Teestube und mit einem breiter gefächerten Kundenpublikum.[4][5]

Deutscher Einfluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In chilenischen Regionen und Städten mit nennenswerten deutschen Minderheiten, wie in der Region Los Lagos und der Region Los Ríos, ist es üblich, dass Cafés, Restaurants und Teestuben das „deutsche Once“ (span. once alemana) anbieten, eine ähnliche Tagesmahlzeit wie Abendbrot, serviert zwischen 17 und 20 Uhr. Dazu gehört eine Tasse Tee mit Brot oder Süßigkeiten aus der deutschen Küche.[6]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der geografischen und klimatischen Bedingungen des chilenischen Territoriums gibt es nur einen geringen Teeanbau, der den heimischen Markt nicht abdeckt, und daher muss Tee importiert werden. Nach Angaben des Observatoriums für wirtschaftliche Komplexität (OEC) war Chile 2022 der 31. Teeimporteur weltweit.[7]

Teeanbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der chilenische Agrarsektor hat sich auf den Anbau von Teepflanzen in kleinen Mengen in der Gourmet-Kategorie konzentriert. Im östlichen Teil der Region Araucanía, im sogenannten kleinen Süden, hat sich in kleinem Maßstab der ökologische Anbau von Grünteepflanzen entwickelt, die sich an die Wetterbedingungen und Temperaturen anpassen konnten, als „natürlich angebaute Grüntees im südlichsten Teil der Welt“ bezeichnet werden und die Produkte des Herstellers Zealong in Neuseeland, die zuvor diesen Titel trugen, insofern verdrängten.[8][9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chilenische Teekultur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Macarena Sánchez; Aejandra González; Valentina Osnovikoff: El preferido. In: La Tercera. 23. August 2018, abgerufen am 3. April 2024 (spanisch).
  2. Laiba Immad: 20 Countries With Highest Tea Consumption Per Capita, Yahoo!, 15. Juni 2023. Abgerufen am 3. April 2024 (englisch). 
  3. José Gabriel Jeffs Munizaga: Chile en el macrocircuito de la yerba mate. Auge y caída de un producto típico del Cono Sur americano. In: Revista Iberoamericana de Viticultura, Agroindustria y Ruralidad. Band 4, Nr. 11, 2017, S. 148–170 (redalyc.org [abgerufen am 3. April 2024]).
  4. Karla Rauch: Boom del té en Chile: sube consumo promedio y aumentan teterías In: Economía y Negocios, El Mercurio, 22. Juli 2015. Abgerufen am 3. April 2024 (spanisch). 
  5. Amparo García: La ruta del té en Santiago: un clásico, una novedad y una experta. In: www.ed.cl. ED Magazine, 7. August 2023, abgerufen am 3. April 2024 (spanisch).
  6. Tea Time in Chile: Onces. In: Liz Caskey Culinary and Wine Experiences. 22. Juni 2009, abgerufen am 3. April 2024 (amerikanisches Englisch).
  7. Observatoriums für wirtschaftliche Komplexität: Tea in Chile. In: www.oec.world. Abgerufen am 3. April 2024 (englisch).
  8. Adela Araujo: En Villarrica se produce el té verde orgánico más austral del mundo. In: Publimetro. 14. Januar 2014, abgerufen am 3. April 2024 (spanisch).
  9. El té más austral del mundo. In: chefandhotel.cl. Abgerufen am 3. April 2024 (spanisch).