Endspiel König und Bauer gegen König und Bauer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

König und Bauer gegen König und Bauer oder kurz Bauer gegen Bauer ist ein Bauernendspiel beim Schach. Es baut auf den Kenntnissen des Endspiels König und Bauer gegen König auf. Je nachdem, auf welchen Linien die Bauern stehen, werden drei Fälle unterschieden.

  1. Auf derselben Linie, mit dem Spezialfall der blockierten Bauern, die sich direkt gegenüberstehen und nicht mehr bewegen können.
  2. Auf benachbarten Linien. Hier können sich die Bauern grundsätzlich noch bewegen, aber beim Vorrücken kommen sie miteinander in Kontakt und können getauscht werden.
  3. Freibauern, wenn sie weiter voneinander entfernt sind. Dann entsteht häufig ein Bauernwettrennen. Das bekannteste Beispiel ist das Réti-Manöver.

Blockierte Bauern

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlüsselfelder

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Schlüsselfelder bei blockierten Bauern. Für Weiß sind sie mit x markiert, für Schwarz mit einem Punkt

Zwei blockierte Bauern haben ihr eigenes System von Schlüsselfeldern. Das Betreten eines Schlüsselfeldes garantiert lediglich, dass der gegnerische Bauer gewonnen werden kann. Das entstandene Endspiel König und Bauer gegen König kann dennoch Remis sein. Die Schlüsselfelder sind die drei Felder links und rechts neben dem gegnerischen Bauern, also eine Reihe vor dem eigenen Bauern.

  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug gewinnt
Schwarz am Zug hält Remis

Ein Gewinn dieser Stellungen ist nur möglich, wenn der Bauer in eine Dame oder einen Turm umgewandelt wird. Dazu muss der gegnerische Bauer erobert werden. Der Gewinnweg besteht also aus zwei Phasen:

  1. Den gegnerischen Bauern erobern. Der König wählt dazu häufig ein zickzackartiges Bewegungsmuster, um den verteidigenden König abzudrängen.
  2. Den Bauer umwandeln. Dazu muss nach Eroberung des Bauern der König ein Schlüsselfeld des Bauern betreten können.

In nebenstehender Stellung sind die Schlüsselfelder des Bauernpaares für Weiß d6, e6 und f6 (und h6, das jedoch weit entfernt liegt). Der weiße König zieht zunächst ein Feld vor, um die Opposition zu erlangen. Wenn der König den Bauern schlägt, dann steht er sofort auf einem Schlüsselfeld des weißen g-Bauern da der Bauer auf der 5. Reihe steht. Ein weiter zurückliegender Bauer hat diesen Vorteil nicht, siehe auch Schlüsselfelder eines einzelnen Bauern.

1. Ke5! Der einzige Gewinnzug. Nun muss der schwarze König zur Seite treten und Weiß kann weiter in die Stellung eindringen.

1. … Kf7 2. Kd6! ebenfalls der einzige Gewinnzug

2. … Kf8 3. Ke6! Ke8

3. … Kg7 4. Ke7! Kg8 5. Kf6! Kh7 6. Kf7! Kh8 7. Kxg6! Kg8 8. Kh6!

4. Kf6! Kf8 5. Kxg6! Kg8 Und eine Gewinnstellung mit Springerbauern ist erreicht, vgl. Endspiel König und Bauer gegen König#Sonderfall Springerbauer (b- oder g-Bauer)

  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Schwarz am Zug hält Remis

Das Remis lässt sich erreichen, indem dem gegnerischen König der Zugang zu den Schlüsselfeldern verwehrt wird. Falls er dennoch in die Stellung eindringen kann und den Bauern erobert, kann in nebenstehender Stellung noch Remis gehalten werden, da nach dem Schlagen der König auf g5 steht, was kein Schlüsselfeld des g6-Bauern ist. Das entstandene Endspiel König gegen Bauer ist dann Remis.

1. … Ke6 Hier hat Schwarz die Opposition, und der weiße König muss weichen.

2. Kf4 Kd5

3. Kf3 Ke5

4. Kg4 Ke4

5. Kg3 Kf5

6. Kh4 Kf4

7. Kh3 Kxg5

8. Kg3! Schwarz hat zwar den Bauern erobert, aber Weiß hat die Opposition und kann dieses Bauernendspiel Remis halten.

Wechselseitiger Zugzwang – Trébuchet

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wechselseitiger Zugzwang
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug verliert
Schwarz am Zug verliert

In nebenstehendem Diagramm stehen beide Könige auf einem Schlüsselfeld. Wer am Zug ist, muss die Verteidigung des eigenen Bauern aufgeben. Bspw.

1. Kh4 Kxf4 und der weitere Gewinnweg ist einfach. Es könnte folgen 2. Kh3 Kf3 3. Kh2 f4 4. Kg1 Ke2 gefolgt von …f4–f3–f2–f1D.

Schwarz am Zug muss analog die Verteidigung seines Bauern aufgeben und Weiß gewinnt.

Diese Stellung mit blockierten Bauern und den Königen auf beiden Seiten wird insbesondere im englischen Sprachraum als Trébuchet bezeichnet vom französischen Wort für Tribock.

Bei Stellungen, in denen es für beide Seiten von Vorteil ist, nicht am Zug zu sein, handelt es sich um einen wechselseitigen Zugzwang oder reziproken Zugzwang.

Verminte Felder

Stellung mit verminten Feldern
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug gewinnt

Falls die Könige noch nicht direkt neben den Bauern stehen, kann man die im Diagramm markierten Felder als „vermint“ betrachten. Wer sie (zuerst) betritt, verliert: 1. Ke6?? Kc5! und obige Trébuchet-Stellung mit wechselseitigem Zugzwang ist erreicht.

Der weiße König muss also den Bauern angreifen und dabei das Feld e6 meiden: 1. Kf6! Kb5 (eine passive Verteidigung bspw. mit 1. … Kb5 scheitert ebenfalls. Weiß kann den König abdrängen und den Bauern gewinnen, vgl. oben).

2. Ke7! greift den d6-Bauern an. 2. … Kc5, der einzige Zug, der den Bauern verteidigt, betritt dabei ein vermintes Feld. 3. Ke6! Und die Trébuchet-Stellung ist erreicht mit Schwarz am Zug.

Es gibt mit blockierten Bauern einige Festungen, also Stellungen, in denen eine einfache Verteidigung möglich ist, weil dem gegnerischen König das Eindringen in die Stellung verwehrt werden kann oder das Eindringen zu Patt führt.

  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Schwarz am Zug hält Remis

1. Ke7 Kh8 2. Kf7 Patt

  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Schwarz am Zug hält Remis

1. Ke8 Kh8 2. Kf7 Patt

Grigorievs Studie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grigoriev
Ende einer Studie, 1931
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug hält Remis

In manchen Stellungen mit blockierten Bauern sind besondere Züge mit den Königen nötig, um einen Gewinn oder Remis zu sichern, die als Abdrängung bezeichnet werden. Der König nutzt dabei die besonderen Eigenschaften des Schachbrettes, um sich zwei Zielen gleichzeitig zu nähern. Im Allgemeinen sind dies zwei Steine, die angegriffen oder verteidigt werden sollen, in diesem Beispiel ist eines der Ziele, dem gegnerischen König den Weg zu den Bauern zu versperren, sodass er sein Ziel zu spät erreicht. Man beachte: Wenn der weiße König bspw. das Feld b4 erreichen will, so benötigt er sechs Züge, wenn er immer direkt nach links geht (h4–g4–f4…), aber ebenfalls nur sechs Züge, wenn er einen „Umweg“ über e1 macht: h4–g3–f2–e1–d2–c3–b4. Auch hier bewegt sich der König mit jedem Zug ein Feld nach links (schräg links). Das bekannteste Beispiel zu dieser Besonderheit, dass ein optisch längerer Weg nicht mehr Züge benötigt, ist das Réti-Manöver.

In nebenstehendem Diagramm aus einer berühmten Studie von Grigoriev hat Weiß scheinbar gute Gewinnchancen, da der Bauer weit vorgerückt ist und der König näher an den Bauern ist. Der Versuch, den schwarzen Bauern zu erobern und zu gewinnen, führt jedoch zum Verlust der Partie:

1. Kg4? Kc2! 2. Kf4 Kd3! 3. Ke5 Kc4 4. Kd6 Kb5! 5. Kc7 betritt eines der „verminten“ Felder, aber Schwarz gewinnt bereits in jedem Fall. 5. … Ka6 und die Trébuchet-Position ist erreicht. Weiß muss die Verteidigung seines Bauern aufgeben und das König-gegen-Bauer-Endspiel ist für Schwarz gewonnen, da der weiße König ungünstig steht.

Eine genauere Analyse zeigt, dass der weiße Bauer in jedem Fall verloren geht und Weiß in Wahrheit für ein Remis kämpfen muss. Das Schlüsselfeld zum Remis ist b4: In dem Moment, in dem der schwarze König den weißen Bauern schlägt, muss der weiße König das Feld b4 betreten, denn nur dann ist das Endspiel Remis. (Die Schlüsselfelder des b2-Bauern sind a5, b5 und c5, der weiße König kann sie nur von b4 aus alle gleichzeitig blockieren). Der Versuch, das Schlüsselfeld b4 auf direktem Weg zu erreichen, scheitert jedoch an der Abdrängung durch den schwarzen König:

1. Kg4? Kc2!
1. … Kb2? der Versuch, den weißen Bauern auf direktem Weg zu erreichen, führt nur zu Remis: 2. Kf4 Kb3 3. Ke4 Kb4 4. Kd4 Kb5 5. Kc3 Kxb6 6. Kb4 und Weiß hat seinen Plan umgesetzt und alle Schlüsselfelder des b2-Bauern blockiert.
2. Kf4 Kd3! Hier geschieht die eigentliche Abdrängung: Weiß kann nicht weiter nach links ziehen: e3 und e4 sind durch Schwarz blockiert und das freie Feld e5 führt zur Trébuchet-Stellung und Partieverlust. 3. Kf3 Kd4 4. Ke2 Kc5 5. Kd3 Kxb6 6. Kc4 Ka5 und Schwarz hat eines der Schlüsselfelder des b2-Bauern besetzt und gewinnt.

Die Lösung besteht daher darin, dass der weiße König das Feld b4 über den „Umweg“ e1 erreicht, da er so nicht vom schwarzen König abgedrängt werden kann:

1. Kg3! Kc2 2. Kf2! Kd3 3. Ke1! Kc4 4. Kd2! Kc5 5. Kc3! Kxb6 6. Kb4! Remis

Weitere Beispiele zur Abdrängung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schlage–Ahues
Berlin 1921
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug gewinnt

In der Partie aus nebenstehendem Diagramm folgte 1. Ke6 Kc3 2. Kd6? Kd4 3. Kc6 Ke5 4. Kb7 Kd6 5. Kxa7 Kc7! und der weiße König ist in der Ecke eingeschlossen. Maizelis zeigte den korrekten Gewinnweg: 1. Ke6! Kc3 2. Kd5! Weiß nähert sich dem Feld a7, während er gleichzeitig den schwarzen König abdrängt und vom Feld c7 fernhält.

  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug hält Remis

1. Kf8? Kf6 und Schwarz ist dem b-Bauern näher gekommen, Weiß aber nicht. Daher: 1. Kh8!! Kf5 2. Kg7 Ke5 3. Kg6 Kd4 4. Kf5 Kc3 5. Ke4 Kb2 6. Kd3 Kxa2 7. Kc2 und der schwarze König ist in der Ecke eingesperrt.[1]

Bauern auf Mittellinie oder auf 5. und 6. Reihe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug hält Remis

Befinden sich die Bauern auf der Mittellinie (4. und 5. Reihe), so ist die Stellung häufig Remis, jeweils ein Feld weiter vorgerückt (5. und 6. Reihe) ist die Stellung häufig gewonnen für die Seite mit dem vorgerückten Bauern.

Der Versuch, den Bauern zu verteidigen, führt zu Partieverlust: 1. Kf2?? f4! Der schwarze König kann nun den weißen König ausmanövrieren, den Bauern gewinnen und steht dann sofort auf einem Schlüsselfeld des f-Bauern und kann somit den Bauern umwandeln und gewinnen: 2. Ke2 Kc3 3. Kf2 Kd3 4. Kg2 Ke3 5. Kg1 Kxf3.

Weiß kann Remis halten, indem er den Bauern vorrückt, was jedoch zum Verlust des Bauern führt: 1. f4! Ke4 2. Kg2! (2. Kf2 verliert: 2. … Kxf4 und Schwarz hat die Opposition und kann den Bauern umwandeln) 2. … Kxf4 3. Kf2 Schwarz hat den Bauern erobert, aber Weiß hat die Opposition. Die Stellung ist Remis.[2]

Bauern auf benachbarten Linien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauern auf benachbarten Linien erhöhen die Verteidigungschancen beträchtlich verglichen mit Bauern auf derselben Linie.[3]

Bauernopfer für Remis

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug hält Remis

Nebenstehende Stellung zeigt eine wichtige[4] Remismethode. Die genaue Kenntnis der Schlüsselfelder im Endspiel König und Bauer gegen König ist dafür nötig: Die Schlüsselfelder des schwarzen f6-Bauern sind e4, f4 und g4. Wenn der schwarze König also den weißen Bauern e4 schlägt mittels Kxe4, so steht der König sofort auf einem Schlüsselfeld und hat eine gewonnene Stellung. Durch den ersten Zug von Weiß werden daher die Schlüsselfelder geändert.

1. e5! (1. Kg2? Kf4 2. Kf2 Kxe4! / 2. e5!? Kxe5 3. Kf3 Kf5!)

1. … fxe5 Die Schlüsselfelder des schwarzen e5-Bauern sind d3, e3 und f3. Da Weiß nach dem nächsten Zug die Opposition hat, kann er alle drei Schlüsselfelder verteidigen und Remis halten. 2. Kg2! Kf4 3. Kf2

Beispiel mit Fernopposition

Hermanis Matisons
Ende einer Studie
Deutsches Wochenschach 1918[5]
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug hält Remis

1. f5! gxf5 2. Kg1 Weiß hat nun die Fernopposition und hält Remis. In allen anderen Fällen erhält Schwarz die Opposition und gewinnt. 2. … Kg5! versucht Weiß auszumanövrieren, 2. … Kh4 3. Kh2! direkte Opposition / 2. … Kg4 3. Kg2! direkte Opposition. 3. Kf1! Kf4 4. Kf2! und Weiß hat die direkte Opposition.[6][7]

Bauernopfer für einen Randbauern

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemeine Remismethode

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
I. Kanko – B. Thorsteinsson
Tel-Aviv 1964[8]
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug hält Remis

Hier muss Weiß seinen Bauern opfern. 1. a5! bxa5 2. Kd3 Kb4 3. Kc2 Das Endspiel mit dem Randbauern ist Remis, vgl. Endspiel König und Bauer gegen König#Randbauer. 1. Kd3? Kb4! 2. a5 Kxa5 3. Kc3 Ka4! und Schwarz gewinnt.

Moravecs Studie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Moravec
Studie, 1952[9]
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug gewinnt

In dieser Stellung besteht der Verteidigungsplan darin, den h-Bauern zu opfern. Wenn der weiße g-Bauer den h-Bauern schlägt, hat Weiß einen Randbauern und das Endspiel ist Remis, da der schwarze König ein Schlüsselfeld besetzen kann.[10] Weiß muss also mit dem König den schwarzen h-Bauern schlagen und dabei sicherstellen, dass er schließlich ein Schlüsselfeld des g-Bauern erreicht (bei einem g2-Bauern sind die Schlüsselfelder f4, g4 und h4).

1. Kg1? Kd7! und der schwarze König kann seinen Bauern verteidigen. 2. Kh2 Ke6 3. Kh3 Kf5 4. Kh4 Kg6

Der naheliegende Plan, mit 1. Kf2! und weiterem Kg3–h4 den Bauern zu erobern, funktioniert nur bei ungenauer Verteidigung: 1. … Kd7? 2. Kg3 Ke6 3. Kh4 Kf5 4. Kxh5 Kf4!? 5. g4! und Weiß gewinnt.

1. … h4! verwehrt dem König den Zugang zu g3 und droht h3, um entweder abzutauschen oder den Bauern zu opfern. Bspw. 2. Kf3? h3! 3. gxh3 Remis oder 3. g3! und der schwarze Bauer kann nicht erobert werden. 3. … Kd7 4. Kf2 Ke6 5. Kg1 Kf5 6. Kh2 Kg4.

2. Kg1! nun, da der schwarze Bauer auf h4 ist, funktioniert der Plan mit Kg1–h2–h3-xh4. 2. … h3 3. g3 Kd8 4. Kh2 Ke8 5. Kxh3 Kf7 und Weiß gewinnt.

Abtausch der Bauern

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Castillo–Delgado
1976
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Schwarz am Zug hält Remis

Mit dem richtigen Zug kann Schwarz dafür sorgen, dass die Bauern getauscht werden – mit dem falschen verliert er den Bauern.

1. … Kc1!

1. … Kb2? 2. Kd4 Kc2 3. Ke5! Kd3 4. Kxe6! Ke4 5. f5 und der König deckt den Bauern.

2. Ke4 (In der Partie geschah 2. Ke2 Kc2 3. Ke3 Kd1 ½-½. Es könnte folgen 4. Ke4 Ke2 5. Ke5 Ke3 6. Kxe6 Kxf4 und die Bauern wurden getauscht.) 2. … Kd2! 3. Ke5 Ke3! 4. Kxe6 Kxf4 und auch hier werden die Bauern getauscht.[11]

Weiter entfernte Bauern und Abdrängung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
I. Dobias
Narodni Listy, 1926
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug gewinnt

Hier sind die Bauern noch weiter voneinander entfernt und können vorrücken, ohne in Gefahr zu geraten, geschlagen zu werden, was zusätzliche Möglichkeiten bietet.

1. Kd4!! Weiß drängt den schwarzen König ab. Der einzige Gewinnzug. f4 ist nun eine Drohung und Schwarz kann die Position seines Königs nicht verbessern.[12] In allen anderen Varianten kann Schwarz den Bauern erobern wie im obigen Beispiel Castillo–Delgado, 1976.

1. Ke5? Kc4!
1. Kd5? Kb4!
1. f4? Kc4!

1. … Kc6 2. Ke5! Kc5

Der Versuch, den Bauern zu verteidigen, scheitert: 2. … Kd7 3. Kf6!

3. f4! Kc4 4. Kf6! Weiß erobert im nächsten Zug den Bauern, und Schwarz kann nicht auch den weißen erobern oder ein Remis erreichen, indem er sich auf der f-Linie vor den Bauern stellt.

Richard Réti
Deutschösterreichische Tages-Zeitung
11. September 1921
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
Weiß am Zug erreicht Remis

Wenn die Bauern mindestens zwei Linien voneinander entfernt stehen, ergeben sich viele verschiedene mögliche Abspiele.[13] Die Bauern können getauscht werden oder es entsteht ein Bauernwettrennen. Ist einer der Bauern wesentlich schneller als der andere, kann sich die Dame leicht durchsetzen, im dann entstehenden Endspiel Dame gegen Bauer. Von theoretischem Interesse sind vor allem Stellungen, in denen beide Bauern gleichzeitig oder fast gleichzeitig sich umwandeln.

  1. Ein Randbauer, der zuerst in eine Dame umwandelt, hält einen anderen Randbauern von der Umwandlung ab, da die Dame auf einem Eckfeld alle anderen Eckfelder kontrolliert.
  2. Der Bauer wandelt sich mit Schachgebot in eine Dame und verhindert so die Umwandlung des gegnerischen Bauern für mindestens einen Zug.
  3. Es entsteht ein Endspiel Dame gegen weit vorgerückten Bauern. Wenn der angreifende König vom Bauern weit entfernt ist und der verteidigende König nahe am Bauern ist, dann kann sich die Dame im Allgemeinen gegen einen Zentralbauern und einen Springerbauern durchsetzen, während ein Rand- oder Läuferbauer oft Remis halten kann.

Falls beide Bauern sich in eine Dame umwandeln, gibt es folgende Möglichkeiten.

  1. Die Dame geht durch einen Spieß entlang einer Linie oder Diagonale wieder verloren.
  2. Es folgt ein Matt.
  3. Die Damen werden getauscht, wobei im Falle der Bauer-gegen-Bauer-Endspiele sofort ein Remis entsteht und im Falle allgemeiner Bauernendspiele ein neues Bauernendspiel.
  4. (Nur bei allgemeinen Bauernendspielen mit mehr als zwei Bauern:) Es entsteht ein allgemeines Damenendspiel mit Damen auf beiden Seiten und mindestens einem Bauern auf dem Brett.

Die wohl bekannteste Stellung ist die Beispielstellung im Réti-Manöver: Dabei nutzt der König einen speziellen Weg, um zwei Zielen gleichzeitig näherzukommen. Je nachdem, welches letztendlich von der Gegenseite verhindert wird, werden entweder die Bauern getauscht oder beide Bauern umgewandelt.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Silman’s complete Endgame course: S. 222.
  2. Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know, New in Chess, 2018, S. 100 f.
  3. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 28.
  4. Jesus de la Villa: 100 Endgames you must know, New in chess, 2018, S. 177.
  5. Mark Dvoretsky: Dvoretsky’s Endgame Manual, 2003, S. 15. Die vollständige Studie findet sich in der Problemdatenbank der Schwalbe, Nr. 1325472.
  6. Saint Louis Chess Club: Difficult King & Pawn Endings - Endgame Exclam!! - GM Ben Finegold auf YouTube, 3. Juli 2017, abgerufen am 25. Februar 2024 (mit Ben Finegold, ab 18:52; Laufzeit: 45:47 min).
  7. Mark Dvoretsky: Dvoretsky's Endgame Manual, 2003, S. 15.
  8. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 29.
  9. Mark Dvoretsky: Dvoretsky’s Endgame Manual, 2003, S. 14.
  10. Saint Louis Chess Club: Difficult King & Pawn Endings - Endgame Exclam!! - GM Ben Finegold auf YouTube, 3. Juli 2017, abgerufen am 25. Februar 2024 (mit Ben Finegold, ab 27:45; Laufzeit: 45:47 min).
  11. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 29.
  12. Müller, Lamprecht: Fundamental Chess Endings, Gambit, 2001, S. 29.
  13. Dvoretsky: Dvoretskys Endgame Manual, 2003, S. 32.